Die Bethlehemkirche

Schon Ende des 19. Jahrhunderts war geplant, eine dritte große Kirche neben den beiden schon vorhandenen Erlöser und St. Martin zu bauen. Nachdem erste Pläne, wonach die Bethlehemkirche auf dem heutigen Schmuckplatz gebaut werden sollte, verworfen worden waren sah die Stadtplanung vor, die neue Kirche am Ende der Weckenstraße und der Noltestraße im etwas sumpfigen Fössefeld zu bauen.
 
Nach der Fertigstellung der  Kirche sollten dann mehrere sternförmig auf den Platz zulaufende Straßen angelegt werden. Daher wurde besonders viel Wert auf eine prunkvolle Gestaltung der Westfassade gelegt. Diese Pläne wurden jedoch nie verwirklicht und  man hat heute den Eindruck, die Kirche stände falsch herum zum Stadtteil.
1902 begannen die Ausschachtungsarbeiten. Die Planung und der Bau wurde dem Professor Dr. Karl Mohrmann, Konsistorial-Baumeister und Rektor der Technischen Hochschule Hannover, übertragen. Die Grundsteinlegung fand am 15. Mai 1904 statt. In unmittelbarer Nähe zu damals etlichen Schornsteinen setzte der Schüler und Nachfolger des hannoverschen Architekten Conrad Wilhelm  Hase, Karl Mohrmann, mit den bis zur Höhe von 71 m aufragenden drei Turmhelmen einen weit sichtbaren Akzent in der Stadt Linden. 1906 wurde die neuromanische Emporenbasilika eingeweiht. Erst in den Jahren 1914/15 wurde der Pfarrhof errichtet. Dieser beinhaltet das Gemeindehaus und die Pfarrwohnungen. Durch diesen Anbau erinnert das ganze Ensemble an eine Klosteranlage.
Mohrmann entwarf mit der Bethlehemkirche ein Gesamtkunstwerk im „modernen germanischen Stil“ einer von ihm so bezeichneten und verstandenen Stilrichtung der Neuromanik. Wie er in einer Forschungsarbeit formulierte, ging es ihm nicht so sehr um eine einheitliche Entstehungszeit oder Kunstregion, sondern vielmehr um das Auftreten bestimmter Grundformen, vor allem im Bezug auf die Ornamentik. So hat er auch für die Bethlehemkirche verschiedene Einrichtungen nach mittelalterlichen Vorbildern entworfen. Für den Altar z. B. hat er in der Kirche zu Sahl (Dänemark) ein geeignetes Vorbild gefunden. Für den Taufstein gaben schwedische Taufbecken wichtige Anregungen. Die stilistische Ausprägung der Dekoration wird stark von nordeuropäischen Flechtwerkmustern des Mittelalters bestimmt.
Besondere Blickfänge sind in der Kirche der monumentale, schon damals elektrisch beleuchtete Messingradleuchter  und der auf der mittleren Turmspitze sitzende, 1,45 m im Durchmesser große, elektrisch erleuchtete „Stern von Bethlehem“. Der Stern   erstrahlt  regelmäßig vom 1. Advent bis zum 6. Januar.
 
Durch die geringen Kriegsschäden und die fast vollständig im Original erhaltene Ausstattung gehört die Bethlehemkirche zu den besterhaltenen historischen Kirchen in Hannover. Sie ist ein bedeutendes Beispiel sakraler Architektur der wilhelminischen Zeit und ist als nationales Kulturdenkmal anerkannt. Sie wurde innerhalb von 3 Jahren mit Hilfe der finanziellen  Unterstützung u. a.  des Bundes, der Kirchengemeinde, des Stadtkirchenverbandes und des Nds. Landesamtes für Denkmalpflege aufwendig restauriert und Ostern 2012 wiedereröffnet.
Der Turm bietet heute aktiv gepflegten Schlaf- und Brutraum für Fledermäuse, Turmfalken, Dohlen und andere Tierarten.